Adventskalender „Don’t go Pollmer!“ Tür 21: „These: Der Mensch diskriminiert Tiere“

Adventskalender „Don’t go Pollmer!“ Tür 21: „These: Der Mensch diskriminiert Tiere“

Kurzzusammenfassung:

@Udo Pollmer und Co erklären uns den Speziesismus und zwar mit einigen Zitaten – genau genommen besteht das halbe Kapitel daraus. Nachdem sie also auf nahezu einer ganzen Seite ausschließlich mit Fremdzitaten erläutert haben, was zum Teufel Speziesismus eigentlich ist, nehmen sie ihn auf einer ganzen halben Seite fachmännisch auseinander. Mehr bedarf es nicht, um zu beweisen, dass Veganer*Innen Heuchler*Innen par excellence sind.
Ihr fragt euch sicherlich, wie die Autoren den Speziesismus dekonstruieren? Natürlich anhand von „Haustieren“. Denn sobald Fiffy nicht spurt „bekommt er […] die Schlappohren langgezogen und wird […] mit Liebesentzug bestraft“. Die „Haustiere“ pardon „Ersatzmenschen“ sind dabei „der Erziehungsdiktatur ihrer Peiniger in engen Privatwohnungen hilflos ausgeliefert“. Sie werden zwar als „Jemand“ gesehen, aber in Wirklichkeit zu „Etwas“ reduziert. Eine ähnliche Argumentation haben wir schon im Kapitel „Massenkindhaltung“ zu lesen bekommen.
Kommt auch heute mit ins phantasiereiche Land „Pollmeria“ und lest unseren 21. Beitrag zum gelungensten Veganismus-Buch des Jahres 2015: „Don’t Go Veggie!“

Ihr wisst nicht worum es geht? Hier geht es zur Einleitung und hier geht es zur 20. Tür des Kalenders „Zahlenspiele: Früher gab es nur sonntags Fleisch – den Sonntagsbraten„.

„These: Der Mensch diskriminiert Tiere“

Das Buch, mit dem wir uns beschäftigen, hat bekanntermaßen 75 Kapitel. Das klingt nach viel. Aber wenn man sich dieses Kapitel anschaut, weiß man auch, wieso die Zahl so hoch ist: Man mache aus einem Kapitel einfach zwei, drei oder vier. Wer denkt, Vegetarismus, Veganismus, Tierrechte, Tierbefreiung und Antispeziesismus in 75 Punkten abhandeln zu können – und das noch auf oberflächliche Art und Weise –, der kommt um Wiederholungen nicht herum. Kapitel 66 betrachtet den Speziesismus und die Frage, ob Menschen Tiere diskriminieren. Kapitel 67 behandelt die Frage, ob Antispeziesismus notwendig aus Antirassismus und Antisexismus folgen. Diese Frage freilich hätten die Autoren auch in Kapitel 66 abhandeln können, legen sie doch eine Begriffsdefinition des Speziesismus vor, der sich eben in Analogie zu Sexismus und Rassismus definieren lässt.

Wir erfahren auf der ersten Seite also nicht viel mehr als eine Definition des Speziesismus. Dabei soll die Rhetorik wieder den fehlenden Inhalt überdecken:

„Tierrechtler haben einen schönen Begriff erfunden, um den Eindruck zu erwecken, der Verzehr einer Bratwurst gehöre in dieselbe Kategorie wie die Ausbeutung von Sklaven oder Anzüglichkeiten gegen Frauen“

Dass Speziesismus eine Ideologie bezeichnet und eine Wertüberzeugung, die eben im Konsum auch (aber nicht nur) ihren Ausdruck findet? Geschenkt. Dass Speziesismus die willkürliche Diskriminierung eines Individuums auf der Grundlage der Spezies beschreibt, so wie Rassismus und Sexismus die willkürliche Diskriminierung auf der Grundlage der Rasse und des Geschlechts beschreiben? Fragen für detailverliebte Besserwisser*innen.
Fragen wir also nach dem Gegenargument gegen den Speziesismus. War auf Seite eins des Kapitels noch von Tierrechtlern die Rede, sind wir auf Seite zwei jetzt bei Veganer*innen. Der Begriff des Speziesismus kommt gar nicht mehr vor. Wir erfahren aber: Veganer*innen halten sich Hunde und Katzen. Ihre tierlichen Partner*innen sind nur ein Menschenersatz:

„Dabei sind die Ersatzmenschen der Erziehungsdiktatur ihrer Peiniger in engen Privatwohnungen hilflos ausgeliefert“

Wir wissen, was Speziesismus bedeutet: Diskriminierung aufgrund der Artzugehörigkeit. Wäre es nicht naheliegend, auch die Haustierhaltung 1 unter diesen Vorzeichen zu untersuchen? Wäre es nicht naheliegend, die Frage zu stellen, ob Katzen, Hunde und Meerschweinchen, die an der Leine, in viel zu kleinen Käfigen und in viel zu engen Wohnungen gehalten werden, nicht auch Opfer des alltäglichen Speziesismus sind? Nein. Wir wollen den Speziesismus nicht verstehen. Wir wollen speziesistische Praktiken („Nutztierhaltung“) rechtfertigen, indem wir andere speziesistische Praktiken („Haustierhaltung“) darlegen, die ebenso verwerflich sind. Dass der Umgang mit Heimtieren aus speziesistischer Sicht ebenso kritikwürdig ist, das interessiert uns nicht. Denn wir wollen gar nicht den Speziesismus widerlegen – schließlich leben wir davon –, sondern Veganer*innen und Tierrechtler*innen in einer durch und durch speziesistischen Welt des Tu quoque überführen. Wir wissen denn auch, was wir von Tierrechtler*innen zu halten haben, die Gnadenhöfe betreiben oder bei sich zuhause Tiere aus dem Tierheim aufnehmen: Ihr Einsatz für die Tiere ist nicht etwa lobenswert, sondern sie sind die größten Heuchler*innen von allen.

1 Mit Haustieren werden eigentlich alle domestizierten Tierarten bezeichnet, also auch jene, die heute in den Schlachtfabriken sterben. In diesem Abschnitt bezeichnen Haustiere dabei nur die Tierarten, die tatsächlich (zumindest in unserer Gesellschaft) mit den Menschen leben und auch wohnen, wie Hunde, Katzen, Hamster, Meerschweinchen oder Wellensittiche.