Adventskalender „Don’t go Pollmer!“ Tür 16: „Natürlich: Tierhaltung ist widernatürlich“

Adventskalender „Don’t go Pollmer!“ Tür 16: „Natürlich: Tierhaltung ist widernatürlich“

Kurzzusammenfassung:
Auch dieses Kapitel fängt wieder einmal wunderbar an. Da wird die Widernatürlichkeit der Tierhaltung den Brüsten von Dolly Buster, den Muskeln von Arnold Schwarzenegger und der Ablehnung der Homosexualität der katholischen Kirche gegenübergestellt.
Auch andere Tierarten betreiben „Tierhaltung“ und daher sei doch alles ganz natürlich. Warum das Natürlichkeitsargument blödsinnig ist, lest ihr im heutigen Beitrag.
Kommt abermals mit auf eine abenteuerliche Reise in die pollmersche Logikkette und lest unseren fünfzehnten Beitrag zum gelungensten Veganismus-Buch des Jahres 2015: „Don’t Go Veggie!“

Ihr wisst nicht worum es geht? Hier geht es zur Einleitung und hier geht es zur fünfzehnten Tür des Kalenders „Dämlich: Der Kampf gegen die Diskriminierung von Tieren (Speziesismus) ist die logische Fortsetzung des Kampfes gegen Rassismus und Sexismus„.

„Natürlich: Tierhaltung ist widernatürlich“

Was natürlich ist, könne ja nicht schlecht sein, denn das Natürliche ist ja natürlich, natürlich!

Das Natürlichkeitsargument ist keines. Stimmt. Allerdings gilt das für beides Seiten. Auch für Pollmer und Co., die in diesem Kapitel zeigen wollen, dass Tierhaltung eben doch „natürlich“ sei.
Sie beginnen damit, dass sie sich über Aussagen lustig machen, die behaupten, dass bspw. Schweine im Rahmen der heutigen Hochleistungszüchtungen mehr unter den „Koteletts auf ihren Rippen“ leiden, als „Arnold Schwarzenegger unter seinen Muskelpaketen“. Dass Schwarzenegger sich dafür entscheiden konnte, Muskelmasse zuzulegen, sich dazu entscheiden kann, sie wieder abzutrainieren, wir Menschen nicht extra darauf züchten, so viel Muskelmasse zu produzieren, dass die Gelenke brechen oder sie gar dazu zwingen, dieses Potential auszuschöpfen, wird freilich wieder verschwiegen. Ebenso wie die Antwort auf die Frage, wie das denn mit den „anständigen Bedingungen“ aus Punkt 25 vereinbar sei. Im Ganzen wieder einmal vereinfachend, zynisch, billig.

Der weitere Punkt ist, dass auch andere Spezies eine Art Tierhaltung betreiben (den Unterschied zwischen Tierzucht und Tierhaltung wird ignoriert). Ameisen zum Beispiel. Die halten sich Läuse. Dass eine Laus nun wieder kein Schwein ist, über ganz andere Bedürfnisse, emotionale und kognitive Voraussetzungen verfügt, wird der Einfachheit ebenso wieder ignoriert, denn sonst funktioniert das „Argument“ ja nicht.
Vergessen wird auch, dass etwas, das für eine Spezies „natürlich“ sei, dies eben nicht für eine andere sein müsse. Das Verhalten anderer Spezies als Maßstab oder gar Rechtfertigung für menschliches Verhalten anzunehmen, ist absurd. Wir können nicht im Wasser atmen wie Fische und wir sollten unsere Nachkommen oder Stiefkinder auch nicht fressen, wie es andere Spezies tun. Andere Fähigkeit bedingen andere Lösungsmöglichkeiten aber auch andere Verantwortlichkeiten.
So hat der Mensch im Gegensatz zum Fisch oder zur Ameise die Möglichkeit, sein Verhalten zu reflektieren und nach ethischen Richtlinien auszurichten.

Das Argument der Natürlichkeit ist grundsätzliches keines. Für eine ausführliche Antwort dazu siehe unsere entsprechende Artikelreihe unter: https://hosting187280.ae8d0.netcup.net/VAC/natuerlichkeit/