Aktionsformen der Tierrechtsbewegung

Aktionsformen der Tierrechtsbewegung

Es ist kaum möglich, alle Aktionsformen zu nennen, die Menschen seit den letzten Dekaden einsetzen, um auf das Elend und das Sterben von Tieren aufmerksam zu machen, z. B. in der sogenannten Tierproduktion, der Forschung, der Unterhaltungsindustrie, etc. aufmerksam zu machen und diesen Missständen den Kampf anzusagen.
Daher folgt hier lediglich ein Abriss mit der Vorstellung der verbreitetsten Aktionsformen.

Aktionsweisen ändern sich mit der Zeit und den gesellschaftlichen Entwicklungen, z. B. mit der steigenden Verbreitung privater Internetanbindungen. Diese machten die Teilung und Versendung von Informationen, Aufrufen, aber auch Bekenner*innenschreiben deutlich leichter.

Eine Unterteilung in legal, evtl. legal oder illegal erfolgt hier nicht – es geht vordergründig um die Dokumentation, nicht um einen Aufruf zu kriminellen Handlungen.

Recherche:

Das Naheliegendste war schon immer die Recherche zum Leiden der Tiere und das Publikmachen des gesammelten Materials. Die Recherche erfolgt zumeist verdeckt und besteht aus Beobachtung und Dokumentation. Sind Informationen vorhanden, werden sie verbreitet. Von Mund zu Mund, über Flugblätter und heute auch mittels E-Mail, Kurznachricht oder sozialen Medien.
Beispiel: Covance Labors.

Infostand:

Ein Infostand muss angemeldet werden, meistens beim Ordnungsamt, bisweilen auch bei der Polizei. Schließlich wird ein Tisch mit Zelt verwendet, um Infomaterial, Gespräche und teilweise auch vegane Probier-Häppchen anzubieten.

Flyern (Flyer verteilen):

Zwei Personen können ohne dies anzumelden Informationsflyer verteilen. Bei mehr als zwei Personen muss auch das angemeldet werden. Achtung: In wenigen Bundesländern, z.B. Bayern, sind auch schon Zwei-Personen-Aktionen anmeldepflichtig!

Demo:

Eine Demonstration muss angemeldet werden, ebenso Material wie Megafon, Banner und Flyer. Auch müssen (volljährige) Ordner*innen berufen werden.
Wichtig ist hierzu das Versammlungsrecht.

Feste:

Feste und Festivals mit Vorträgen, Infoständen und passender Musik bedeuten zumeist großen zeitlichen wie finanziellen Aufwand und erfordern Genehmigungen. Oft ziehen solche Veranstaltungen jedoch gerade Leute an, die sich umfassend über einen Bereich informieren wollen, dies jedoch mit Musik, Essen oder dem Kennenlernen von Gleichgesinnten verbinden möchten.
Beispiel: Vegan Street Day.

Kongresse und Vortragsreihen:

Nicht nur an Universitäten, sondern bisweilen auch von Tierrechtsorganisationen organisiert, gibt es immer wieder Veranstaltungen, bei denen Expert*innen über interessante Themen sprechen und diskutieren.
Beispiel: der Tierrechtstag in Bochum.

Run-In:

Bei einem Run-In stürmen Aktivist*innen ein Unternehmen oder eine Organisation ohne Ankündigung. Oft wird mit einem Megafon erklärt, warum das Run-In stattfindet. Die anwesenden Kund*innen und Mitarbeiter*innen erhalten Informationsmaterial. Manchmal werden auch Konfetti oder Papierschnipsel geworfen, um auf die Störung des üblichen Betriebsablaufes aufmerksam zu machen.

Sit-In:

Beim Sit-In setzen sich die Aktivist*innen friedlich auf den Boden des kritisierten Unternehmens, des zu blockierenden Ortes oder der kritisierten Organisation und bewegen sich auch nicht auf Aufforderung von Polizist*innen oder anderen involvierten Personen weg. Informationen dazu liefert Wikipedia.

Anketten:

Ein Anketten in einem kritisierten Unternehmen oder einer Organisation erfolgt z. B. im Rahmen einer nicht angekündigten Demonstration. Um nicht wie beim Run-In den Ort direkt wieder zu verlassen und das Problem so mit besonderem Nachdruck deutlich zu machen, ketten sich Aktivist*innen an.
Beispiel: Aktion bei Peek&Cloppenburg in Bergdorf.

Clicktivism:

Der Online-Aktivismus hat einige Formen des ‚analogen‘ Aktivismus‘ abgelöst, bzw. ergänzt. Während vor der flächendeckenden Verbreitung des Internets noch wesentlich mehr gedrucktes Material versendet wurde, setzen heute viele aktive Personen auf Aufklärung, Diskussion und Überzeugungsarbeit in sozialen Netzwerken.
Berichtet ein Medium über die Tierindustrie oder Tierrechte, können Aktivist*innen im Kommentarbereich ihre Statements dazu posten und erreichen so oft hunderte mitlesende Personen.

Graffiti:

“Fleisch ist Mord” oder “Stoppt die Tierausbeutung” sind Slogans, die bisweilen an Unternehmenswände oder deren Fahrzeuge gesprüht werden. Somit soll möglichst öffentlichkeitswirksam auf ein Problem hingewiesen werden. Nicht immer jedoch geht es um das geschriebene Wort – Farbeimer oder Farbbeutel können ebenso auf blutiges Wirken hindeuten.
Beispiel: Torrero-Statue in Valencia.

Sign-/Ad-Busting:

Bei dieser Aktionsform werden auf kreative Art und Weise Werbung, Verkehrsschilder oder sonstige Schilder z. B. mit Hilfe von Aufklebern so modifiziert, dass diese eine Aussage erhalten. Beispiel: „[Stop] Eating Animals“-Aufkleber

Straßentheater:

Durch das Schlüpfen in bestimmte Rollen (mit oder ohne Verkleidung) wir auf spielerische Art und Weise auf das Leid von Tieren hingewiesen.
https://www.youtube.com/watch?v=I2yBcVXoiXY

Auf Einzelpersonen gerichtete Aktionen

Einige Aktionsformen sollen Druck auf einzelne Personen ausüben, um diese zu einem Umdenken und veränderten Handeln zu bewegen. Diese können z. B. Unternehmer*innen, Einkäufer*innen, Verbraucher*innen oder Forscher*innen sein.

Home Demo:

Diese Demonstrationen sind nicht angekündigt und finden vor dem privaten Wohnsitz der Person statt, die über einen Missstand informiert und zum Umdenken aufgefordert werden soll.
Beispiel: Home-Demo bei James Cloppenburg . (Bild-Warnung!)

Direkte Aktion an Anlagen

Einige Aktionsformen wirken direkt auf das Handwerkszeug der Tierindustrie ein, bzw. retten die gefangenen Tiere. Einige von ihnen sollen nun vorgestellt werden.

Schaufenster einschlagen, Schlösser verkleben usw.:

Die Zerstörung von Gegenständen wird bisweilen in Verbindung mit hinterlassenen Botschaften genutzt, um ein Unternehmen oder eine Organisation auf ein drängendes Problem hinzuweisen und die Abschaffung des Problems einzufordern.
Beispiel: Angelsportverein Braunschweig.

Zerstörung von Anlagen:

Bei der Zerstörung von Mastanlagen, Jagdansitzen oder Laboreinrichtungen geht es darum, das Handwerkszeug zu demontieren, welches benutzt würde, um weitere Tiere leiden und sterben zu lassen.
Die Zerstörung soll zumeist nicht nur die aktuelle Misshandlung oder Tötung von Tieren aussetzen lassen, sondern auch finanzielle Einbußen mitsichbringen und den Druck auf kritisierte Unternehmen, Organisationen und Einzelpersonen erhöhen, ihr Handeln zu ändern.
Beispiel: zerstörte Jagdsitze in Alsace-Lorraine.

Freilassung:

Bei einer Freilassung werden Tiere aus der bisherigen Gefangenschaft herausgelassen, indem Ställe oder Käfige geöffnet oder zerstört werden. Da es nicht möglich ist, z. B. tausende Nerze unterzubringen, werden diese nur in die Umgebung entlassen. Gehofft wird, dass zumindest einige Tiere überleben, der Pelzfarm ein Schaden entsteht und die Medien wieder den Fokus auf das Leid der Pelzindustrie richtet.
Beispiel: Nerz-Freisetzung in Linwood, Ontario.

Befreiung:

Bei einer Befreiung werden nur so viele Tiere aus Farmen, Zoos, Tierhandlungen, Labors usw. entnommen, wie auch in neue, sichere Unterkünfte vermittelt werden können. Vorab suchen die Aktivist*innen Plätze, bei denen die Tiere gut versorgt werden und befreien dann die mögliche Anzahl der Tiere.
Beispiel: befreites Schwein in Buenos Aires.

Diese Aktionsformen werden heute überall auf der Welt verwendet – und weitere kreative, aufsehenerregende und wichtige Formen des Protestes und der Aufklärung warten nur darauf, von uns erdacht und durchgeführt zu werden.

Titelfoto: Christian Adam

Übrigens – wer z. B. zu schüchtern oder zu ängstlich ist oder körperlich nicht in der Lage zu dieser Art der klassischen Aktionsformen: Es gibt noch eine ganze Menge mehr Möglichkeiten, sich einzusetzen und was zu bewegen. Bei dieser Auflistung sollte für fast jede*n etwas Passendes dabei sein.