Adventskalender: „Don’t go Pollmer!“ Einleitung

Adventskalender: „Don’t go Pollmer!“ Einleitung

Pünktlich zum Fest der Liebe wollen wir uns mit dem Buch “Don’t Go Veggie! 75 Fakten zum vegetarischen Wahn” von Udo Pollmer, Georg Keckl und Klaus Alfs beschäftigen.

75 Argumente gegen den „Veggie-Wahn“. Eine beeindruckende Zahl. Leider bestätigt sich auch in diesem Fall, dass Quantität Qualität nicht ersetzen kann. Viele der Argumente wären ein eigenes Buch wert. Den Autoren reichen ein bis zwei, maximal drei Seiten. So wirkt dann auch der Versuch, 75 Argumente zu finden, sehr bemüht. Viele der Argumente sind abstrus und an den Haaren herbeigezogen. Es handelt sich um die typische Polemik Pollmers, die mit Strohmannargumenten arbeitet und bewusst verzerrt. (Spärliche und selektive) Quellenverweise sollen dem Buch den Anspruch der Wissenschaftlichkeit geben. Die Quellen sind zudem nur an das Ende eines Kapitels gestellt – es finden sich keinerlei Verweise im Text. Das Nachvollziehen der Behauptungen ist dadurch nur schwer möglich.
So werden auf knapp 200 Seiten die Themen Ethik, Ökologie, Gesundheit, Wirtschaft und Geschichte angerissen, aber das Buch kann der Komplexität nicht mal in einem der Bereiche gerecht werden. Auf eine Einleitung wird verzichtet, auf begriffliche Trennungen zwischen Veganismus, Vegetarismus, Tierschutz, Tierrechte, Tierbefreiung und Speziesismus sowieso. Wer braucht schon Differenz, wenn es viel einfacher ist, sich ein homogenes Feindbild zu schaffen? Selbstverständlich spart man auch in diesem Buch nicht mit Provokationen oder Zynismen, bei denen man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll:

„Der Aufenthalt in einem modernen Maststall wäre für KZ-Häftlinge das reinste Paradies gewesen“

Wer solche Ungeheuerlichkeiten schreibt, der steht denjenigen, die er kritisiert, in nichts nach, und beweist, dass er jene Menschlichkeit verloren hat, die er doch gerade als das Alleinstellungsmerkmal des Menschen ausgemacht hat.

Es ist ein kurzweiliges Buch, das nicht in die Tiefe geht und bewusst mit falschen Zuschreibungen und Unterstellungen arbeitet. Die geneigte fleischessende Person freilich wird sagen: „Da habt ihr es!“.
Insgesamt ist es kein Buch, das den Horizont erweitert, sondern gängige Klischees bestätigen soll – mit dem Anschein tiefgründiger Argumentation. Das Buch ist für Menschen gedacht, die gewohnheitsmäßig Vegetarier_innen und Veganer_innen ablehnen, aber nicht mehr Argumente haben als „Es schmeckt mir aber!“ und „Wir haben es schon immer so gemacht!“, und die ihre Auffassung weiter bestärkt sehen wollen. Aber wer auch nur zwei Minuten über eines der Argumente recherchiert oder nachdenkt, wird begreifen, warum dieses Buch nicht mal für den Stammtisch taugt.

In Punkt 32 behandeln die Autoren Upton Sinclair. Ihm wird folgendes Zitat zugeschrieben (das die Autoren nicht erwähnen):

„Es ist unmöglich, jemandem etwas verständlich zu machen, wenn sein Einkommen davon abhängt, es nicht zu verstehen”

Im Sinne dieses Zitats sei darauf hingewiesen, dass Georg Keckl Agrarstatistiker mit dem Spezialgebiet Milchwirtschaft und Klaus Alfs gelernter Landwirt ist.

Wir werden uns bis zum 24. Dezember jeden Tag mit einem der Kapitel eingehender beschäftigen. Der Abschluss des Projektes soll ein paar Wochen später folgen – denn wir werden uns mit allen der 75 “Fakten” eingehender beschäftigen.

7 Kommentare

  1. Helmut

    Eigentlich ist es eher eine Frage: „Wie kann man seit etlichen Jahren vegetarisch und vegan leben? Wie ist das gemeint?“

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